Ich hatte heute eine Begegnung mit mir. In mir. Es hat mich getroffen wie ein Schlag. Und das, obwohl ich eine leise Vorahnung hatte. Schon lange weiß ich eigentlich, was mir fehlt. Stille. Ruhe. Vom Leben, vom Alltag, vom Trubel da draußen. Um mich dem Trubel in mir zu widmen. Und eigentlich war ich genau da dran heute morgen. Meditieren hey, ist doch genau das, was das bringen sollte. 

Und dann kam da die Aufforderung von der Laura Malina Seiler: „Stell dir einen Platz, einen Ort vor, an dem du dich ruhig, geborgen und entspannt fühlst.“ Und diese ganze fucking (sorry) Meditation hab ich diesen scheiß Ort gesucht. Und nicht gefunden. Vielleicht hab ich das auch zu wörtlich genommen. Vielleicht sollte ich auch einfach einen Ort in mir suchen. Ich hab ihn im Außen gesucht. Und ich gebe zu, ich bin nicht weit gekommen. Ich hab nur hier zu Hause gesucht. Liegt nahe irgendwie, dachte ich. Hier lebe ich schließlich, hier sollte ich mich sicher, geborgen und entspannt fühlen. Nix. Keinen Ort gefunden hier. Gut, die Meditation war damit dann nicht so meditativ, wie gehofft. Ich hab weiter gesucht und konnte nicht mehr folgen. 

Also mal im Ernst. Was ist los mit mir? Warum hab ich bitte in meinem 140qm Haus keinen Ort für mich? An dem ich mich sicher fühle? Und ich bin mir über meinen Luxus im klaren. Ich weiß sehr wohl, dass die Größe meines Zuhauses richtig gut ist in Anbetracht der Tatsache, dass Wohnungsmangel, horrende und unbezahlbare Mieten die Regel geworden sind. Aber immerhin müssen hier auch fünf Personen ihren Platz finden. War großes Glück. 

Jedenfalls hat die Teenager Tochter den größten Raum des Hauses für sich alleine. Dann die beiden Jungs zusammen ihr Zimmer. Ein Schlafzimmer für mich und den Mann. Und der große Wohn-, Ess,-Kochbereich. Wir können uns absolut nicht beklagen. Da ist eigentlich viel Platz für uns alle vorhanden. Eigentlich, wenn wir ihn uns denn nehmen. Und ich merke: Nie bin ich alleine. Immer ansprechbar. Tagsüber bei der Arbeit für Kolleginnen, danach für die Kinder, abends im Bett für den Mann. Wieso, um Himmels willen, bin ich eigentlich immer damit beschäftigt Raum für andere zu schaffen, schön zu machen, einzurichten, zu pflegen und hab selber keinen eigenen? Brennts? 

Ich denke, dass ich da kein Einzelschicksal bin. Ich denke, das nennt sich schlicht und einfach „Familylife“. Mir stellt sich nur die Frage, ob das so sein muss. Also mir nützt ja der ganze Yoga und Meditationskram nichts, wenn ich den Raum dafür gar nicht hab, die Dinge, die Entspannung, die Ruhe auch wirken lassen zu können. Seien wir mal ehrlich: Yoga mitten im Wohnzimmer, wenn drei Kinder auf einem rumturnen ist irgendwie auch quatsch. Sieht bei TikTok und co immer super schnuckelig aus. Aber come on! Und ich will auch nicht immer irgendwas tun, wenn ich Zeit für mich beanspruche. Vielleicht will ich auch einfach kurz da sitzen. Und an die Decke starren. Nichts denken, nur starren. Oder nur kurz irgendwo liegen. Nicht auf dem Boden, nicht im Bett. Sofa wäre schön, aber da kommen ja immer Menschen vorbei. 

Ha! Da fällt mir das Gäste-Zimmer/Ruhe-Raum/Arbeits-Zimmer/Pflanzen-Dings ein. Gut, dass wir den vor drei Jahren Ruhe-Raum getauft haben. Darf jede*r rein, der/die mal Ruhe braucht. Mann schläft manchmal da drin. Ich auch wohl, wenn ich angetüddelt heim komme. Sohn 2 hat auch schon mal drin gepuzzelt und gewütet. Aber ansonsten bleibt der Raum ungenutzt. Wie panne auch. Es ist doch eigentlich immer alles da, was ich brauche. Und trotzdem, aus irgendeinem Grund, verhindert etwas in mir, mich zu sehen, mich mitzubekommen und mir meinen Raum zu nehmen. Warum gönnen wir uns denn keine Ruhe? Das Leben ist doch so laut. So turbulent. Kinder (meine auf jeden Fall) sind laut und turbulent. Es könnte so einfach sein! Mist. Aber hey, es ist noch nichts verloren. 

Ich habs mir im Ruhe-Raum jetzt etwas schöner gemacht. Duftlampe aufgestellt, Staub gewischt und mein Bettzeug mitgenommen. Vielleicht wird’s an der Zeit, diesen Raum mal richtig toll zu machen. Hier liege ich jetzt und schlafe hier. Ein, zwei, drei Nächte. Ganz alleine. Und hoffe, dass ich ihn nicht so schnell wieder vergesse. Den Raum. Wo ich Unterschlupf finde. Mich sicher fühle und tolle Sachen machen kann. An die Decke starren zum Beispiel. Nicht reden. 

Ich denk an dich lieber Raum. Und an mich. Schwöre! 💙 

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